50 Jahre Karate, 10 Jahre SKAI

Warum mache ich das?

Immer wieder kommt ein Anflug von Sinnlosigkeit in mir auf, wenn ich schweissgebadet im Dojo stehe und mich förmlich zerfleischt habe. Heute weiss ich, dass ein grosser Teil davon der Bestätigung der eigenen Stärke, dem selbstbewundernden Blick in den Spiegel und der unendlichen Lust an dem erschöpfenden Tun geschuldet war und noch immer ist – im Wissen um das Wohlgefühl nach dem Training.
Und dennoch, nach einem solchen Training war oftmals eine neue Erkenntnis in mir, vielleicht sogar eine neue Fähigkeit. Etwas, was besser geworden ist. Wie befriedigend das doch ist!

Warum machst Du das?

Ist das, was ich hier geschrieben habe, nicht Sinn genug?

Viele Fragen stehen jeden Morgen mit mir auf. Fragen über die Tiefgründigkeit des Karate und Budo, Fragen des Alltags, Fragen der Gesellschaft, der Philosophie etc. Nur wenige Antworten gehen abends mit mir schlafen.

Aber ich weiss darum, dass diese Antworten immer beeinflusst sind aus meinem Erleben, Denken, Üben im Budo. Budo in der Form, wie es mir das Karate ermöglicht. Budo, das für mich immer mehr von der Philosophie des Zen beeinflusst wird.

Ich lebe ein altes Karate, old school. Nicht nur, weil ich schon etwas älter bin, sondern weil ich immer noch das ergründen will, was Männer und Frauen über Generationen, oftmals mit ihrem Blut, entwickelt haben. Was Denker über Generationen ergründet haben.

Ich bin in meinem Wesen dem Kampf zugeneigt. Aus dieser Neigung, diesem grundlegenden Charakterzug zu lernen, das ist mein Weg zu lernen. Sehr einfach. Es liegt mir, das ist mein Talent.

Manche machen dies, andere das … Ich kämpfe! Würde ich diesen Weg nicht gehen, würde ich keine Erfüllung erfahren.

Das heutige Karate (Sportkarate) bietet mir nicht mehr die Bühne für mein Wesen. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als im alten traditionellen, reellen und realen Karate weiter zu forschen und noch tiefer einzutauchen.

Was ist der Sinn des Budo in mir, in dem ich mich als Kämpfer erkenne?

Der Sinn ist zum inneren und äusseren Frieden zu gelangen.

Wie komme ich zum inneren und äusseren Frieden?

Indem ich das Wesen des Kampfes erkenne und durchdringe. Das ist aus meiner Sicht Budo. Das ist aus meiner Sicht der Sinn und Zweck des körperlichen und nicht körperlichen Karate. Das ist nicht Karate-Sport, das ist das, was man Karate-Do nennt.

So wird es für mich immer ein Spagat sein, «heutige» Schülerinnen und Schüler zu begeistern mit altem Karate.

Für meine Schülerinnen und Schüler

Rolf Sensei


© Beitrag von Rolf Oppenberg