Im Sport gibt es das Element der Zeit, im wahren Kampf nur den Augenblick.
Es gibt keine Wartezeit…
Sieg oder Niederlage, Leben oder nicht Leben entscheidet sich in einem einzigen Augenblick…
Wenn wir dieser Aussage unsere Aufmerksamkeit schenken und einen Moment im Hier und Jetzt betrachten, so verstehen wir, dass Karate mehr als nur die vitale Gesundheit trainiert. Kräftigung des Körpers, Stärkung des Selbstbewusstsein, mentale Stärke, sind nur ein kleiner Teil des aktiven, harten Trainings. Nach fast 50 Jahren täglichen Karatetrainings, tausendfachem Üben der verschiedensten Techniken, erkenne ich, dass das intensive, harte und stetige Training auch in einer Konfliktsituation die Gesundheit bewahren kann.
Zweikämpfe riefen in der Vergangenheit, wie auch heute, immer Verletzungen hervor. Dessen bewusst wurde auch trainiert, auf Ernährung geachtet und ein Höchstmass an Respekt dem Gegenüber geschenkt.
Leider lässt auch hier in unserer Gesellschaft der Respekt anderen gegenüber immer mehr zu wünschen übrig. So hat man früher einer älteren Person den Platz überlassen, damit sie nicht in den öffentlichen, überfüllten Verkehrsmitteln stehen musste. Durch Gesetze, Rechtschreibung und der Präsenz der Polizei konnten Konflikte eingedämmt werden. Bussen und Haftstrafen sollen zum Denken anregen keine Konflikte auszutragen.
Fühlen wir uns dadurch nicht in falscher Sicherheit?
Gesetze greifen erst, wenn Unrechtes bereits geschehen ist.
Zweikämpfe an Karateturnieren sind glücklicherweise nicht mehr so hart wie vor 50 oder 100 Jahren und sind durch das Sportkarate ersetzt worden. Aber auch hier gilt wieder ein Schutz vor Verletzungen, welcher durch Wettkampfreglemente gegeben ist.
Meiner Ansicht nach verliert dadurch das wahre Karate seine traditionellen Wurzeln. Der wahre Kampf bedeutet mit einem Schlag den Kampf zu beenden. «Ikken Hissatsu» ist das Ideal. Ziel war es, durch jahrelanges hartes Training Körper und Geist so zu entwickeln, dass es dem Kämpfer möglich wurde, im entscheidenden Augenblick all seine Energie in den einen finalen Treffer zu lenken, um den Kampf augenblicklich zu beenden.
So verfechtbar es klingen mag, der Gedanke alles Mögliche zu unternehmen um gesund zu bleiben, klingt verlockend.
Wir schauen auf unsere Ernährung, treiben Sport und vieles mehr. Aber wir trainieren den eigentlichen Kampf nicht.
Die Tageszeitungen zeigen uns täglich ein Bild der Auseinandersetzungen. Häusliche Gewalt, Bedrohung auf offener Strasse, Schlägereien usw.
Dabei denke ich oft, TUN WIR WIRKLICH ALLES FÜR UNSERE GESUNDHEIT?
Können wir uns und unsere geliebte Familie im Zweikampf schützen? Jedes Land dieser Welt hat eine Armee, mit der sie ihr eigenes Land schützen will. Diese Armeen trainieren jeden erdenklichen Zwischenfall und investieren ein Vermögen dafür. Sollten wir dieses nicht auch für uns selber tun. Es kostet uns kein Vermögen! Etwas Zeit und ca. 80.- bis 100.- CHF pro Monat. Das ist alles, was es kostet.
Ein militärischer Konflikt hat eine Vorlaufzeit von 5 bis 10 Jahren. Vielleicht auch etwas kürzer.
Ein Konflikt im privaten Bereich hat keine Vorlaufzeit, er ist urplötzlich da und genau dann, wenn man ihn nicht erwartet.
Alles was wir dafür haben, sind unsere Sinne und das Gespür für eine Auseinandersetzung.
Diejenigen, die wirklich darauf trainiert sind, sind im klaren Vorteil, sie behalten die Übersicht und schätzen die Lage richtig ein, bevor etwas Unrechtes geschehen ist.
Und wann beginnt Dein Karateunterricht?
Euer
Rolf
© Beitrag von Rolf Oppenberg